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Baby pucken – Gefährlich oder Hilfe für Schreibabys?

von | 4. Okt 2021 | Babyschlaf | 0 Kommentare

Seit einigen Jahren gilt es als die Lösung für Schreibabys: Baby pucken. Doch immer wieder werden Stimmen von Ärzten, Hebammen und anderen Experten laut, die Pucken für gefährlich halten. Also, was ist dran, an der Methode? Ist es die ersehnte Rettung für unruhige Schläfer in den ersten Monaten? Oder die Ursache für Hüftschäden und abwesende Babys?

Was ist Baby pucken?

Pucken (im englischen Sprachraum „Swaddling“ genannt) bedeutet, das Baby fest in ein Baumwolltuch oder ein extra dafür ausgelegtes Wickeltuch zu wickeln. Dabei wickelt man das Tuch so fest, dass die Ärmchen am Körper bleiben und unterdrückt so den Moro-Reflex. Dieser Moro-Reflex löst ein Zusammenkrampfen der Muskulatur im Ober- und in einigen Fällen auch im Unterkörper aus. Der Säugling zuckt dabei mit den Ärmchen nach vorn und mit den Beinchen in die Luft. Er gehört zu den Primitivreflexen und wird häufig dann ausgelöst, wenn das Baby scheinbar unkontrolliert nach hinten kippt oder fällt. Der Moro-Reflex soll dann dafür sorgen, dass das Baby Halt findet und nicht abstürzt.

Warum sollte dieser Reflex Ihr Baby nun vom Schlafen abhalten? Sicherlich kennen Sie es auch, wenn im Halbschlaf schon Traumbilder vorbeiflackern. In einem der Bilder steigt man dann eine Stufe hinab, springt oder macht eine andere plötzliche Bewegung. Im Halbschlaf wollen Sie springen oder die Bewegung abfangen, zucken und sind von der Bewegung und dem ausgelösten Schreck wieder hellwach. So kann es auch bei Säuglingen passieren. In den meisten Fällen können die Kleinen dann aber nicht einfach so wieder einschlafen, weil sie sich erschreckt haben und die Muskelbewegung den Körper wieder wach gemacht hat. Ist Ihr Kind eingepuckt, unterdrückt man den Reflex und ermöglicht so einen schrecklosen Schlaf.

Außerdem soll das enge Umschlingen das Baby an die Enge und Wärme im Mutterleid erinnern und so zusätzlich beruhigen.

Mögliche Vorteile

Viele Studien haben gezeigt, dass Babys durchschnittlich ruhiger und länger schlafen, wenn sie gepuckt sind. Das kann, besonders bei unruhigen Tagschläfern die Ruhezeit verlängern und verbessern. Ausgeschlafene Babys bekommen seltener schlechte Laune und weniger schlechte Laune bedeutet für Sie als Elternteil einen schreifreieren Tag.

Wenn Ihr Baby fast ausschließlich in Bauchlage schläft, kann das Pucken dazu beitragen, dass Ihr Sprössling sich auch mit der gesünderen Rückenlage anfreundet. Gerade Säuglinge sollten in den ersten Monaten nicht unbedingt in Bauchlage schlafen, da das die Atmung beeinträchtigen und zum plötzlichen Kindstod führen kann. In der Rückenlage sind Nase und Mund frei, der Brustkorb kann sich ganz widerstandslos heben und senken und der Speichel läuft wie von selbst die richtige Röhre hinab.

Mögliche Gefahren

Viele Experten sind der Meinung, dass ein enges Einwickeln der Hüftentwicklung Ihres Babys schadet, sogar eine Hüftdysplasie auslösen kann. Das gilt natürlich besonders dann, wenn man das Pucken falsch ausführt. In diesem Fall klemmen Sie möglicherweise Nerven ab.

Wenn es warm ist, entsteht zusätzlich die Gefahr einer Überhitzung Ihres Kindes. Durch die enganliegenden Stoffschichten kann die Hitze nicht abtransportiert werden und Ihr Kind könnte sich überhitzen. Im Sommer oder sehr warmen Räumen sollten Sie Ihr Kind also grundsätzlich nicht pucken.

Zu enges Wickeln kann außerdem ebenfalls die Atmung beeinträchtigen, besonders beim Weinen oder Schreien. Das ist natürlich ebenso gefährlich, wie die Bauchlage, die Sie durch das Pucken vermeiden wollten.

Einige Ärzte behaupten sogar, dass das lange, ruhige Liegen eine Plättung des Hinterkopfes verursachen kann.

Sollte man nun das Baby pucken oder nicht?

Letztendlich müssen Eltern natürlich immer für sich entscheiden, welche Taktiken sie ausprobieren. Wenn Sie als Eltern eines Schreikinds seit Tagen oder Wochen kaum zur Ruhe kommen, weil Ihr Kleines einfach nicht schlafen will, dann kann die richtige Pucktechnik Ihr Problem vielleicht lösen. Ist Ihr kleiner Liebling ohnehin ein Engel was Schlaf angeht, ist das Pucken und die damit einhergehenden Risiken gar nicht notwendig. Da reicht dann ein ganz normaler Schlafsack, der schön warm hält, aber die Bewegung nicht einschränkt.

Wenn Sie sich dazu entscheiden sollten, Ihr Baby pucken zu wollen, dann lassen Sie sich die richtige Wickeltechnik von einer erfahrenen Hebamme zeigen. Lassen Sie auch Ihre eigenen Wicklungen erst einmal von ihr prüfen, damit Sie selbst erspüren lernen, wann Ihr Wickeln zu fest war und wann genau richtig. Da wir es für die sicherste Variante halten, das Pucken von einem Profi zu lernen, geben wir hier keine Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Im Sommer oder bei sehr hohen Temperaturen ist das Pucken grundsätzlich zu vermeiden. Wenn Sie sich unsicher sind, ob es schon zu warm ist zum Pucken, probieren Sie es aus und beobachten Sie Ihr Kind. Wird das Köpfchen sehr warm oder beginnt Ihr Baby gar zu schwitzen, sollten Sie es sofort aus der Decke holen und darauf achten, dass es an diesem Tag genug Milch und damit genug Flüssigkeit zu sich nimmt.

Um das Risiko der Hüftdysplasie zu vermeiden, probieren Sie Techniken, die zwar die Armbewegungen einschränken, um den Moro-Reflex zu unterdrücken, aber den Unterkörper nicht einengen. So kann Ihr Sprössling strampeln und seine Hüfte beugen, wie es ihm gefällt, doch Sie profitieren trotzdem von ruhigerem Schlaf.

Sobald Ihr Nachwuchs sich allein drehen kann, also ungefähr ab dem 5. Monat, sollten Sie das Pucken ohnehin unterlassen. Das Baby jetzt noch weiter einzuschränken könnte der motorischen Entwicklung im Weg stehen.

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