Der Schnuller ist sicherlich das Symbol für Babys und Kleinkinder. Manche Eltern bewahren den Lieblingsschnuller auf und heften ihn an das Babyfotoalbum. Manche Kinder hängen so sehr an den Nuckel-Hilfen, dass irgendwann die Schnullerfee kommen muss, damit sie sich von ihren Schnullern trennen. Doch Schnuller sind in der Wissenschaft und in der Erziehung umstritten. So gibt es die These, dass sie Fehlbildungen im Kiefer begünstigen. Außerdem können sie zu Saugverwirrung führen. Wir klären heute einige Mythen auf und besprechen die Fakten rund um den Gummisauger.
Schnuller ja oder nein? Das sagt die Wissenschaft
Wie so oft bei Fragen der Erziehung und der Kindesentwicklung, ist die Wissenschaft sich auch bei der Frage, ob ein Schnuller sinnvoll ist, nicht ganz einig. Zwar gibt es Gründe, die für den Schnuller sprechen, doch mindestens genauso viele Stimmen aus der Forschung sprechen gegen den Schnuller. Dabei sollte man beachten, dass die Forschung hier leider wesentlich tiefer ins Detail gehen könnte. Oft führt man Studien durch, ohne zu beachten, welche Art der Stillbeziehung existiert, oder welche Art von Schnullern verwendet wird. Auch die Dauer der Schnullernutzung lässt man oft außen vor, wenn die Studien sich nicht explizit darauf beziehen. Daher sollten Sie bei jedem Forschungsergebnis im Hinterkopf behalten, dass keine dieser Studien zu 100 % auf Ihre Situation zutrifft.
Die Gründe dafür
Jedes Baby hat ein Saugbedürfnis, welches über das der Nahrungsaufnahme hinaus geht. Man nennt es das sogenannte „non-nutritive“ Saugbedürfnis. Gerade wenn die Brustwarzen der Stillenden gereizt sind, ist es angenehm, wenn das Baby das non-nutritive Saugbedürfnis am Schnuller stillt. Dieses Bedürfnis kann auch der Grund sein, warum Ihr Kind weint oder schlechte Laune hat. Ein Schnuller schafft hier schnell Abhilfe. Gerade wenn Ihr Kind dazu neigt, am Daumen zu lutschen, ist der Schnuller die wesentlich ergonomischere Variante.
Bei Frühgeborenen, die künstlich ernährt werden, kann der Schnuller Verdauungshormone freisetzen und so therapeutische Wirkung haben.
Wissenschaftliche Aussagen dagegen
Die Stimmen gegen die Saughilfen berufen sich vor allem auf die folgenden Argumente: Nuckelt Ihr Baby viel am Schnuller, bevor der richtige Stillrhythmus etabliert ist, kann das zur Saugverwirrung führen. Die Saugverwirrung haben wir schon in dem Text „Baby schreit beim Stillen“ behandelt. Es handelt sich dabei um das Problem, wenn das Kind so sehr an Flasche oder Schnuller gewöhnt ist, dass das Stillen unbefriedigend ist. Diese Unbefriedigung führt schnell zu Frustration, Schreien und dem sogenannten Stillstreik. Der Schnuller kann diesen Prozess begünstigen.
Sobald Ihr Kind zahnt, ist der Schnuller nicht mehr die richtige Form für den Mund Ihres Kindes. Gerade, wenn er noch bis ins Kleinkindalter genutzt wird, kann das zu Kieferfehlstellungen und Schwierigkeiten in der Sprachentwicklung führen. Zwischen der 6. und 8. Woche beginnt Ihr Kind, mit Lauten zu experimentieren. Dies ist ein wichtiger Schritt in der sprachlichen Entwicklung, doch wenn ständig etwas im Mund ist, kann Ihr Baby diese Experimente nicht durchführen.
Zusätzlich kann sich die Wahrscheinlichkeit für Ohrenentzündungen durch exzessive Schnullernutzung erhöhen.
Kindesentwicklung und Erziehung: Schnuller ja oder nein?
Neben den wissenschaftlichen Meinungen zu Stillbeziehung und Kieferentwicklung sollte man auch die erzieherische Bedeutung des Nuckels nicht unterschätzen. Wollen Sie Ihr Kind an den Sauger gewöhnen, ist es wichtig, dass dieser nicht aufgezwungen wird. Manche Kinder mögen ihn einfach nicht. Für eine Eltern-Kind-Beziehung, die von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung lebt, ist es wichtig, dass Sie die Grenzen, die Ihr Kind zieht, akzeptieren. Dazu gehört eben auch, den Schnuller nicht aufzuzwingen.
Es spricht nichts dagegen, Ihr Kind ein wenig damit spielen zu lassen, es nach einiger Zeit noch einmal zu versuchen, oder ihn dem Kind immer mal wieder anzubieten. Nur Zwang sollte nicht im Spiel sein.
Noch eine wichtige Sache: Gerne zeichnen Medien den Schnuller als Allheilmittel, frei nach dem Motto „Ihr Kind schreit? Stopfen rein und Ruhe genießen!“ Dieser Satz spricht natürlich für sich. Wenn Ihr Kind schreit, dann äußert es dadurch Unbehagen. Dieses kann in unerfülltem Saugbedürfnis liegen, ebenso gut jedoch könnte Ihr Kind Nähe wünschen, sich über eine volle Windel beschweren oder Hunger haben. Der Schnuller sollte keine schnelle Hilfe sein, sondern ein letzter Versuch. Statt des „Stopfen rein“ – Mottos gilt eher „So oft wie nötig und so selten wie möglich“.
Wir hoffen, dieser Text konnte Ihnen einige Unsicherheiten nehmen. Teilen Sie gerne die Erfahrungen, die Sie mit einem Nuckel gemacht haben!
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