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Baby Led Weaning, die breifreie Beikost: Trend oder Tabu?

von | 2. Nov 2021 | Wissenswertes | 0 Kommentare

BLW, kurz für Baby Led Weaning klingt, als hätte sich jemand bei seinem Studiengang versprochen. Dieser Ernährungstrend für Babys hat jedoch nichts mit Betriebswirtschaft zu tun. Stattdessen soll diese Methode die Selbstständigkeit, die Motorik und eine langfristig gesunde Ernährung bei dem Kind bewirken. Wir wollen heute über diese durchaus umstrittene Methode sprechen. Was ist Baby Led Weaning? Ab wann anfangen? Mit welchen Lebensmitteln? Außerdem gehen wir natürlich darauf ein, was gegen Baby Led Weaning spricht und was die Befürworter sagen. Lassen Sie uns vorne beginnen.

Was ist Baby Led Weaning?

Frei übersetzt bedeutet BLW „Baby geführtes Abstillen“ und diese ÜBersetzung drückt ziemlich genau aus, was diese Methode versucht. Der Beiname „breifreie Beikost“ gibt ebenfalls Hinweise darauf, was genau passiert. Wenn das Baby in der Lage ist, festere Nahrung als Milch zu sich zu nehmen, also meist zwischen sechs und sieben Monaten, bekommt es die Chance, selbst zu entscheiden, was es essen will. Dabei stellen die Eltern ihrem Baby eine kleine Auswahl bestimmter Nahrungsmittel zur Verfügung, aus denen das Kind dann selbstständig wählen kann. Es greift danach und führt sie eigenständig zum Mund.

Die Theorie, die dahinter steckt, ist dass das Baby instinktiv weiß, was es braucht und gleichzeitig ein Leben lang weniger Allergien und einen ausgewogenen Speiseplan entwickelt. Da das Baby das Essen selber greift und zum Mund führt, soll diese Methode außerdem einen positiven Einfluss auf die motorischen Fähigkeiten des Kindes haben. Außerdem kann es beim Füttern von Brei vorkommen, dass man das Baby über das Sättingungsgefühl hinaus füttert. Bei der BLW-Methode hört das Baby dann auf, wenn es satt ist. Das soll den langfristigen Effekt haben, dass man Hunger und Sättigungsgefühl besser einschätzen lernt und so Übergewicht durch falsche Essgewohnheiten vorbeugt.

Welche Vorraussetzungen müssen erfüllt sein?

Damit Ihr Baby erfolgreich breifreie Beikost essen kann, muss es in der Lage sein, zu sitzen. Zu Anfang der BLW-Phase geht das sehr gut vom Schoß eines Elternteils aus, später kann das Kind auch in einem Hochstuhl sitzen. Ihr Kind sollte außerdem den Zungenstreckreflex abgelegt haben. Dieser Reflex befördert feste Nahrung sofort wieder aus dem Mund, wenn das Baby noch nicht so weit ist. Sie als Eltern müssen außerdem darauf vorbereitet sein, dass Ihr Kind besonders zu Beginn nicht genügend Beikost zu sich nimmt. Eine Art „Zufüttern“ von Milch oder eben doch Brei kann nötig sein.

Zähne braucht Ihr Sprössling noch nicht. Die Nahrungsmittel, die Sie ihm anbieten, sollten alle weichgekocht sein, sodass das Kind sie am Gaumen zerdrücken kann.

Was Essen beim Baby Led Weaning?

Die Auswahl des Essens obliegt im Grunde Ihnen. Es bieten sich jedoch einige bestimmte Lebensmittel und Kombinationen an, damit Ihr Kind auch wirklich die Chance hat, sich ausgewogen zu ernähren. Grundsätzlich ist auf eine sehr salzarme Kost zu achten. Auch rohes Fleisch, roher Fisch, nicht ganz gare Eier oder blähende Lebensmittel wie Linsen sind für den Anfang nicht besonders gut geeignet. Stellen Sie sich vor, Sie probieren etwas zum allerersten mal und verbringen den ganzen Abend mit Bauchgrummeln und Blähungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie das noch mal probieren ist eher gering. Genauso funktioniert es bei Ihrem Kind.

Zu Anfang eignet sich gedünstetes Obst oder Gemüse. Möhren oder Zucchini und natürlich Bananen und aufgeschnittene Trauben. Gerade zu Beginn wird Ihr Kind nicht viel Beikost essen. Das ist schließlich wesentlich anstrengender, als Milch zu trinken. Außerdem fühlt es sich neu an, etwas in die Hand zu nehmen, kauen zu müssen, das Schluckgefühl ist ein anders… Es prasseln also viele neue Eindrucke auf das Kleine ein. Daher rechnen Sie am besten damit, dass Ihr Kind zu Anfang zwei oder drei Stückchen ist und dann keine Lust mehr hat.

Für den Eisen- und Kalzium Haushalt Ihres Kindes eignet sich Muttermilch am Besten. Bis Ihr Kind also auch Fleisch oder andere Nahrungsmittel zu sich nimmt, die reich an Eisen und Kalzium sind, ist es wichtig, auch Muttermilch als Bestandteil der Baby-Kost zu erhalten.

Wie geht BLW?

Zwischen fünf und sieben Monaten, abhängig von der generellen Entwicklung Ihres Babys, nehmen Sie es einfach mit an den Essenstisch. Essen Sie ganz normal, aber halten Sie Ihr Baby auf dem Schoß. Wenn es beginnt, nach Essen zu greifen und sich Dinge zum Mund zu führen, ist das ein Zeichen, dass es Interesse an Nahrung hat. Ab diesem Zeitpunkt können Sie beginnen, Ihrem Kind eigene Kost vorzusetzen. Stellen Sie es gut erreichbar vor Ihr Kind und geben Sie ihm Zeit.

Essen fühlt sich spannend an und Ihr Baby wird nicht alles sofort in den Mund stecken und schlucken. Stattdessen entdeckt es vielleicht gerade, dass es lustige Geräusche macht, wenn man Dinge auf den Boden wirft. Oder dass man Bananen hervorragend zermatschen kann. In dieser Forschungsphase entdeckt es aber eben auch, dass vieles wirklich gut schmeckt! Sein Sie auf ein bisschen Schweinerei vorbereitet. Vielleicht investieren Sie also in ein Lätzchen und breiten unter dem Platz des Babys ein paar Zeitungen aus. Auch Wachstuchtischdecken sind eine tolle Erfindung.

Lassen Sie Ihr Kind in seinem eigenen Tempo essen. Finden Sie heraus, wann es wirklich genug gegessen hat. Das erkennen Sie zum Beispiel daran, ob Ihr Kind kurz nach dem Essen schon wieder Hungersignale gibt. In solchen Fällen bieten Sie ihm zusätzlich Milch oder Brei an. Geben Sie aber nicht auf, wenn Sie merken, Ihr Kind isst nicht genug. Unterstützen Sie die Lernerfahrungen einfach mit Beifütterung zur Beikost. Auch kann es mal passieren, dass Ihr Baby ein paar Tage lang genug isst, ohne dass Sie Milch oder Brei zufüttern müssen und plötzlich eine Phase hat, in der es feste Nahrung nicht mehr anrühren mag. Das ist normal. Vielleicht zahnt es gerade oder hat keine Lust auf die neuen Reize. Bieten Sie Ihrem Kind Auswahlmöglichkeiten und Sie dürfen zusehen, wie es sich schnell zu einem eigenständigen Menschen mit Vorlieben und Geschmack entwickelt.

Was spricht gegen Baby Led Weaning?

Wie bereits zu Beginn des Artikels angesprochen, ist sich die Wissenschaft nicht ganz einig, was BLW angeht. Während der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte dem Trend eher ablehnend gegenübersteht, sind Forscher der Universität von Nottingham der Meinung, dass BLW zu weniger Übergewicht und gesünderen Essgewohnheiten im Verlauf des Lebens führt. Was sind also die Argumente der BLW-Gegner?

Es gibt zum einen die These, dass das Baby nicht wissen kann, was es genau braucht und so schnell ein Nährstoffmangel entsteht, der möglicherweise unentdeckt bleibt. Außerdem sind einige Kinder motorisch einfach noch nicht in der Lage, das Essen auch tatsächlich zum Mund zu führen und bleiben so hungrig.

Außerdem sorgen sich viele Eltern, dass Ihr Kind sich verschlucken und ersticken würde.

Befürworter sind der Meinung, dass alle möglichen negativen Folgen durch aufmerksames Studieren des eigenen Kindes vermeidbar sind. Solange man die Zeichen seines hungrigen Kindes erkennt und eingreift, wenn es sich verschluckt, so die Befürworter, gibt es keine negativen Auswirkungen.

BLW ja oder nein?

Letztendlich können wir hier, wie so oft, nur sagen: Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Sprechen Sie vielleicht mit Ihrem persönlichen Kinderarzt. Hören Sie sich bei Freunden um und hören Sie auf Ihr Kind. Wenn Ihr Kind nach Essen greift und Interesse zeigt, warum nicht ausprobieren? Wenn Sie Ihr Kind während der Testphasen genau beobachten, können Sie erkennen, ob es noch hungrig ist, sich verschluckt oder gar nicht erst essen mag. Und wenn es nicht klappt? Dann können Sie sich noch immer für Brei oder eine längere Stillzeit entscheiden.

Haben Sie Erfahrungen mit BLW gemacht? Haben Sie Fragen? Lassen Sie uns gerne einen Kommentar da!

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